Von H nach F mit dem ICE

Am Ende des Bahnhofs vom Gatten abgesetzt und am Kopfe des Bahnhofs unterm Schwanz mit der Lissi getroffen. Gutes Geleit zum Gleis und der ICE 79 (den Namen habe ich leider nicht gelesen) ist pünktlich. Viele Menschen möchten plötzlich durch winzige Türen mit großen Koffern in eine Art Röhre hinein. Schwierig, hatte ich mich doch für den XL Koffer entschieden. In einer Art waisen Voraussicht hatte ich mir einen Sitzplatz reserviert. Das Finden schwierig. Entweder muss man routinierte ICE Fahrerin sein oder das System nachdem die Sitzplatznummern vergeben sind erschließt sich nur mich nicht. Aber siehe da, zwischen 65 und irgendwas mit 50 war mein Platz 43 am Gang. Links daneben eine Koffernische. Alles rütert noch so einen Moment vor sich hin bis dann mal einigermaßen Ruhe in den Schlauch kommt. Mein wundervoller Gatte hatte mir vor Abfahrt einen Umschlag mit den Worten: „Da sind die Scheidungspapiere drin“ gegeben. Es entpuppte sich als ein ganz bezauberndes Heftchen mit Sprüchen drin. Aus diesem werde ich gelegentlich zitieren. „Trudele in die Welt. Sie ist so schön;gib dich ihr hin, sie wird sich dir geben“- Kurt Tucholsky. Eine Fahrt mit dem ICE nach F dauert zwei Stunden und 41 Minuten- wenn es gut läuft. Zu dem Zeitpunkt bin ich noch gespannt wie es läuft. Es kommt ein Mann mit einem winzigen Wagen herein. Getränke? Nein Kaffee ist alle. Ach. Im Vorbeigehen sehe ich, dass die Rückseite des Mannes durch die Getränkekarte geziert ist. Gute Idee. Ganz oben auf der T-Shirt-Karte steht Filterkaffee. Bis Göttingen bleibt alles ruhig. Dann steigen weitere Fahrgäste zu. Der Schlauch wird pralller. Mein Koffer wird von einem unruhigen Herren von A nach B gerollt und geschoben und gehoben. Ich sage nichts dazu. Kleine Koffer werden in das Gepäcknetz verfrachtet und meiner darf dann endlich neben einem anderen eingequetscht zum Liegen kommen. Da sage ich entrüstet: „Jetzt komme ich aber nicht mehr an mein Wasser ran“. Alles glotzt mich an. Stimmung halten, denke ich um es dann mit einem „War ein Scherz“ aufzulösen. So ein Zug ist schnell. Irre schnell. Und der Weg, das habe ich nicht gewusst, besteht zu einem Großteil aus Tunneln. Neben mir sitzt nun seit Kassel ein Mann. Er isst ein Brötchen. Jeder Bissen wird zwischen 28 und 42 mal gekaut. Ich werde aggressiv. Als ich glaube es überstanden zu haben, holt er ein zweites Brötchen aus der Tüte. Erschwerend hinzu kommt das Pfeifen seiner Nase beim atmen. Kauen und Pfeifen. Ich bin manchen Mitmenschen intolerant gegenüber. Ihm ist das egal. Eine Durchsage passiert. Eine der Tollsten, denen ich je beigewohnt habe. „Der Mann mit dem großen Koffer und dem Kontrabass wird gebeten sich beim Personal zu melden“. Minuten umtreibt mich die Frage warum. Genauso die Frage, warum das Personal vor einer Ansage immer zwei Mal in das Mikrofon pustet. „Pust, pust ihr nächster Halt…“. Der Brötchenesser ist fertig. Jetzt spricht er mich an. Wussten Sie schon, dass der schweizer Bahnverkehr im Grunde nach einem halbstündigen Rythmus funktioniert? Deshalb fangen alle Meetings auch immer fünf nach der vollen Stunde an. Und überhaupt ist das schweizer Bahnnetz die Wucht. Läuft bei denen. Die Fahrt geht ihrem Ende entgegen. F naht. Ich wuchte meinen Koffer wieder hervor. Das macht nämlich nicht der, der ihn in die Lage manövriert hat. Alles sammelt sich wieder an den Türen. Da höre ich es zum ersten Mal: „Frankfurt ist ein Kopfbahnhof!“. Aha. Das gibt einigen Reisenden nämlich das Recht ihre Ellenbogen auszufahren und sie einem tief in die Rippen zu rammen. Gut ich gebe zu, der ICE 79 hat es nicht ganz ohne Verspätung geschafft und somit ist für einige Reisende die Anschlusssicherheit nicht gegeben. Beim Verlassen des Zuges sehe ich den Kontrabass in einer Toilette, geschickt zwischen Klosett und Waschbecken gefesselt. Dazwischen der große Koffer. Hat Tücken so ein Kopfbahnhof. Ich fahre mit der S-Bahn nach Oberursel. Der RMV sei an dieser Stelle gesagt, mir war erst  in der Bahn aufgefallen, dass ich keine Fahrkarte hatte. Tschuldigung. Schwarzfahren zählt nicht zu meinem Gewohnheiten. Meine Freundin Isabell hat mich abgeholt- schön wenn man abgeholt wird. In den kommenden Tagen habe ich das nicht zu erwarten.

„Das wichtigste Reisegepäck ist ein fröhliches Herz“- Mutter Teresa

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