Montag (besser spät als nie)

Guten Morgen New York. Heute muss ich leider wieder nach Hause fliegen. Aber bevor das passiert, habe ich mir noch einiges vorgenommen. Also hoch, noch mal Ausblick genießen und reine machen. Meinen alten Fön lasse ich hier. Passt eh nicht in den Koffer mit meinen Disneyerrungenschaften. Die erste Herausforderung, die schon keine soo große Heruasforderung mehr ist- ich suche mir jemanden, der mit mir zur Abwechslung mal mit dem Fahrstuhl runter fährt. Ich haue ein junges deutsch sprechendes Mädchen an. Sie ist zum Austausch in Wisconsin und da dachte sie sich, besuche ich doch vorher noch N.Y.C. Ja das verstehe ich natürlich. Um meinen Koffer für den Rest des Tages los zu werden, kann ich an einem Automaten ein Ticket ziehen nach dem ich 2$ eingeworfen habe. Mit dem Ticket kommt mein Koffer in eine Kammer. Na wenn ich den je wieder sehe. Kaffee! Es ist nun so halb zehn. Meine letzte Eintrittskarte die mir noch bleibt, bis auf mein Rückflugticket, ist die Eintrittskarte für den Central Park Zoo. Da schlendere ich hin und stehe am Eingang und warte. Wetter ist… erstaunlich gut. Die Tore werden geöffnet und ich darf rein. Also ich hätte reingedurft, wenn der Ticketscanner hätte mein Ticket scannen können. Hier der Hinweis an die Kartenzuhausekäufer- immer die 100% Größe auf dem Papier ausdrucken. Druckertinte sparen wollen führt zu, sagen wir, Irritationen und unnötigen Wartezeiten. Mann geht weg und kommt mit Ersatzticket zurück, dann darf auch ich rein. Der Zoo ist ganz süß, klein und für die Bewohner sicher nicht das Hilton. Das tollste und von mir am meisten fotografierte Tier ist ein amerikanisches Rotkehlchen- ein Robin. Wussten sie schon, dass es unseren kleinen pummeligen Vogel mit der roten Brust in ganz Amerika nicht gibt? Dafür haben die ein weniger possierliches Exemplar zu bieten. Nun ja. Es gibt dann noch Seehunde, irgendwelche Katzenartigen und anderes Getier. Ich verlasse den Zoo recht schnell wieder und da fällt mein Blick auf das 4D Kino. Der Blick auf meine Ersatzeintrittskarte verrät, ich darf da rein. Oh Gott bin ich aufgeregt. 4D Kino! Es ist komplett leer im Vorraum und schließlich teile ich das Kino mit zwei älteren Herren, einer vor mir, der andere über mir. Es geht los. Ein zehnminütiger Film mit diesem ewig hinter einer Eichel herjagenden Tier. Was soll das sein? Ein Eichhörnchen? Wiesel? Ice Age. Na jedenfalls sitze ich mit einer Kinobrille da und erfahre schnell was 4D bedeutet. 3D sehen plus Wind und Regen und Geruch und Kitzeln an den Beinen und Wackeln. Die 10 Minuten sind viel zu schnell um. Ich grinse noch debil, als ich mit den beiden ebenfalls fröhlich grinsenden Herren das Kino verlasse. Toll! Dafür hat sich der Zoo allemal gelohnt.
Zweiter Teil des Tages wird sogleich angepeilt. Ich borge mir für eine Stunde ein Fahrrad und fahre durch den Central Park. Das Rad ist eine schlimme Gurke und ich strampele wie ein Elch. Ich dachte nie im Leben, dass der Central Park dermaßen hügelig ist. Ich schwitze auch wie ein Elch. Man kann zwar nicht die vielen kleinen Wege fahren, aber es führt eine Einbahnstraße ein mal rum. Ich besuche noch den wunderschönen See im Osten des Parks, auf dem man kleine Segelbötchen fahren lassen kann und die Alice im Wunderland Statue. Um diese mal ohne Menschen fotografieren zu können braucht die Fotografin eine gehörige Portion Geduld, aber dann… Am Ende suche ich den Mann, von dem ich die Gurke geliehen habe. Zum Glück habe ich ihn gefunden, was hätte ich sonst mit dem Drahtesel anfangen sollen? Mittag in N.Y.C. what shall I do? Ich stehe 5th Av Ecke 59th St und da fällt mir ein was ich schon oft gesehen hatte, immer schon mal wollte und noch nie gemacht habe. Ich hebe den Arm, winke kurz mit der Hand und sofort kommt ein Taxi. Geil! Ich steige ein, werde gefragt wohin… ja das weiß ich doch nicht. Darüber habe ich mir doch noch keine Gedanken gemacht. Wo könnte ich hin fahren? Straight erstmal und dann irgendwie left. Und dann ist es mir eingefallen. Der wohligste Ort, an dem man mich kennt, wo es schön ist. „Penstation- Brother Jimmy’s BBQ please.“ Großartige Idee. Die Fahrt ist toll! Nochmal mitten durch die City. Ich kehre also noch mal ein, esse das Selbe wie den Tag davor und freue mich. Die 8th Av zurück zum YMCA schlendern, es wird Zeit den Koffer zu holen. Ich fahre mit dem Bus zur Shuttlebusstation und kaufe mir ein Ticket. Smalltalk mit dem Busticketverkäufer. Er haut mir aus Versehen meine wunderbare Snapple Peach Diet Flasche aus der Hand. Riesen Klebesauerei. Der Bus fährt mich zum J.F.K. und im Umdrehen nehme ich Abschied von Manhattan. Als ich das das letzte Mal tat, dachte ich, es sei das letzte Mal. Diesmal sage ich vorsichtshalber Goodbye soon. Ich bin früh am Flughafen. Sicherheit und Check-in ohne besondere Vorkommnisse. Mein Weg führt an einer tollen Bar vorbei. Na das ist doch überhaupt der Ort, an dem eine Reisende gerne wartet, dass der Flieger kommt. Es gibt keine Karte aber viele Flaschen. Ich brauche keine Karte, ich weiß was ich will! „One Margarita with Saltedge, please.“ Sehr nette Bedienung. Neben mir ein Pärchen so Anfang dreißig. Sie kaut Salat, er irgendein gegrilltes Gemüse. Sie trinkt Weißwein, er ein Bier. Er bestellt noch ein Pils und die Rechnung. Mir wird übel- 90$. Ich bekomme ein blechernes Becherchen mit weißem Zettel hingestellt. Ich ziere mich das Zettelchen aus dem Becherchen zu ziehen um zu lesen, was meine- zugegeben beste Margarita ever- wohl kosten mag. Ich trinke sie erst genüsslich aus, lege die Visakarte in das Becherchen, ziehe den Zettel. 20$! Ach komm Apulein, das ist dein Urlaub- genieß es Puschel. Ich verspüre beim Warten selten Langeweile. Dafür sorgen meine Mitmenschen und zwar überall auf der Welt. Es wird dunkel, der Flieger steht bereit, ich sage goodbye bis nächstes Jahr. Wieder die lustig gekleideten Damen. Der A380 bewegt sich geschmeidig auf der Startbahn und irgendwie kommt mir etwas komisch vor. Ich gucke in den Gang nach vorne und nach hinten… keine Menschen gehen oder stehen, alle haben einen Sitzplatz. Na das kann ja nur bedeuten, dass ich drei- in Zahlen 3- Plätze für mich alleine habe. Das ist ja großartig. Drei Plätze, drei Kissen, drei Decken. Ich lege mich hin und schlafe. Der Flug ist nicht schön. Schlimme Turbulenzen die einen hin und her schütteln. Mist! Ich bin in einem Zustand zwischen Schalf und Adrenalineinschuss. Dafür kommt der Wind von hinten und nach 7 Stunden ist der Spaß vorbei. Wir schreiben Dienstag, den 4. Oktober in Frankfurt am Main ca. 10 Uhr. Ich lebe, alles ist gut. Mein Gatte holt mich vom Flughafen ab, alles ist schön.

Sonntag

Für den heutigen Sonntag, bei uns zu Lande ist der 1. Sonntag im Oktober ja Erntedank, habe ich mir mal einen Kirchgang vorgenommen. Zwei Blocks weiter ist eine sehr schöne und prachtvolle evangelisch-lutherische Kirche. Mit Türmchen und allem drum und dran. Beginn ist um 11am und ich gucke um 10am schon mal raus. Kein Regen, 18 Grad C. Ich will mal nicht meckern. Es kommen mir zahlreiche Leute mit Medaillien um den Hals entgegen. Sie kommen aus dem Central Park. Mich packt die Neugierde. Man stelle sich das so vor. Diese Sportfreaks, und von denen laufen hier viele rum, haben an einem Sonntag morgen nichts Besseres zu tun als irgendwelche Laufwettbewerbe mitzumachen. Das machen die sicher jedes Wochenende. Das hebt den Medaillienspiegel. Ich gucke mir das bunte Treiben ein bisschen an. Mir ist aufgefallen, dass das Tragen von Pantallons in Kombination Shirt und Turnschuh hier zur Mode geworden ist. Also wer hier etwas auf sich hält, trägt sportlich vor. Da dabei die Figur eine untergeordnete Rolle spielt kommt das nicht immer sehr chic daher. Ich bestaune in der Nachbarschaft das Ghostbusters Gebäude und finde, es hebt sich gar nicht von den daneben stehenden Häusern ab. Schlimmer noch… ich kann mich aus den Filmen heraus nicht an das Gebäude erinnern. Daneben jedenfalls steht besagte Evangelische Kirche, die Türen weit geöffnet. Der Pastor in weißem Kleidchen begrüßt die Gemeindeglieder mit Handschlag. Ich versuche meinen Gatten anzurufen, um zu diskutieren, ob ich da wirklich rein gehen sollte. Er geht nicht ran, ich gehe rein. Treppchen hoch und der Pastor strahlt mich an. Jetzt Obacht. Mein erstes über sechs Sätze Gespräch. Was ich doch für einen großen HikingSack habe. Jaha I have many Things. Where i denn come from? Germany. Ach awesome, where? Hannover. Its amazing. My wife comes from Bremen. Ach this is near by. What ich hier mache? Alone? I am on Vacation and today in Gernmany is ja Erntedank. Er heißt mich jedenfalls willkommen und ich belege einen Platz einer Reihe. Schöne Kirche, riesige Orgel und schöne Fenster. Im Gang steht ein geschmücktes Taufbecken. Gut also Gottesdienst mit Taufe. Der Orgelmann beginnt seinen Dienst. Ganz großartig. Neben dem Altar geht eine Tür auf, heraus kommt eine Prozession. Mit einem Träger eines goldenen Kreuzes und allerlei anderen Dingen. Dem folgt der Chor, der einmal durch die Kirche marschiert und dann zur Empore zur Orgel verschwindet. Dann singen die los. Es hat nicht etwas von einem Gemeindechor, man denkt eher an einen Bachchor zum Heiligen Abend. Ganz krass. Die Liturgie ist ähnlich unserer nur eben amerikanisch und somit alles eine Schippe drauf. Pastor hält die Predigt, irgendwas mit Engeln für Dilon den Täufling. Kind wird dann auch getauft und alles schön, alle applaudieren und freuen sich und plötzlich passiert etwas, das kannte ich noch nicht. Alle, also alle fallen sich um den Hals und wünschen sich "Peace be with you". Sie gehen zu jedem und jeder hin, geben die Hand und wünschen Frieden. Das ist ja nett. Aus hygienischen Gründen etwas komisch, aber die kennen sich ja und die Bakterien bleiben in der Gemeinde. Ich stehe wie angewurzelt und beobachte, wie das in eine Riesenknutscherei ausartet und bin relativ unbeteiligt und ich schäme mich auch ein bisschen fremd. Dann kommen die freundlichen Menschen auch zu mir und lächeln und freuen sich. Na gut dann freue ich mich auch. Dachte ich doch, dass es das nun war, raffelt eine in weiß gekleidete die Utensilien für das Abendmahl raus. Auch spannend. Nicht wie bei uns stehen alle im Kreis und der Becher kommt zu einem, sondern es gibt zwei Schlangen und man bekommt die Oblate und trinkt oder dippt. Ich dippe. In Weißwein. Nach eineinhalb Stunden ist der Gottesdienst zu Ende. Der Pastor verabschiedet mich mit den Worten Guten Tag. Ich hatte keine Pläne für den weiteren Tag. Da es in New York keine Rolle spielt welcher Wochentag ist, ist alles möglich. Ich lasse mich treiben und hoppe dann auf den Doppeldecker der Linie blau. Das Ticket will ja auch ausgenutzt werden. Die blaue Linie fährt auf der rechten Seite des Central Parks in Richtung Norden, vorbei am Dakota Building wo einst John Lennon erst lebte und dann starb, unfreiwillig. Dann kann man einen schönen Ausblick auf den Hudson River werfen, bis es nach Harlem geht. Der Scherzkeksguide, im übrigen der Selbe wie den Tag zuvor, erzählt, dass der Bus keine schusssicheren Fenster hat. In Harlem ist das Leben anders als in den Teilen Manhattans die ich zuvor gesehen habe. Ich merke zu spät, dass der Bus am Apollo Theater hält und ich hätte aussteigen können, doch neben mir hatte am Gang eine sehr massige Frau platz genommen und die wäre im Leben nicht so spontan vom Sitzen ins Stehen gekommen um mich noch rechtzeitig rauslassen zu können. Also geht es auf der anderen Seite des Central Parks wieder in Richtung Süden. So sehe ich das Guggenheim Museum mal von außen und verstehe den Gag der Nachbarin, ich solle doch mal das Klo besuchen. Der Traffic kommt ins Stocken, weil irgendwo vorne die Straße wegen einer Demo gesperrt ist. Ich sehe nur viel Rot und Rauch und freue mich, dass gleich rechts abgebogen wird. Da stockt es dann auch wieder, weil irgendeine Parade ist. Die Fahrt mit dem Bus hat sehr lange gedauert, so dass sich manche Dinge nicht mehr so recht lohnen. Ich fand Harlem cool und will da noch mal hin, aber die Subway fährt nicht zwischen der 96th und 124th Staße, auf Busersatzverkehr hatte ich kein Bock. Also nix Harlem, wer weiß wozu es gut ist. Ich bummele und verspüre Durst. So ein Durst, den man mit Wasser allein nicht löschen kann. Auf der 7Av stehe ich vor einem stockdunklen Pub, genau das Richtige. Die Bedienung, eine rauhe Frau bringt Bier. Ich sitze am Tresen und gucke auf die Bildschirme. Es läuft Sport. Die rauhe Bedienung hat zwischen dem Spülen und Polieren von Gläsern und dem gelegentlichen Zapfen eines Bieres so Ausbrüche. "GO GO GO" oder "GOOOOOD MAN". Dann merke ich, dass sie den Golfer im TV anfeuert. Immer mal so zwischendurch. Ich bestelle mir noch ein Bier eine Nummer stronger. So ein Lager ist ja sehr mild. Neben mir haben in der Zeit wo ich da sitze zwei Menschen Platz genommen. Eine junge Frau mit einer Pudelmütze, die sich einen Whisky bestellt hat und ein älterer Herr, der Guiness wollte. Und innerhalb dieses Zeitraumes ist mir klar geworden, dass unsere Zivilisation im Grunde dem Untergang geweiht ist. Es kommt defacto zu keiner Unterhaltung mehr zwischen Menschen die sich nicht kennen, weil sofort nach setzen und Bestellung das Handy raus kommt. Ich höre mich leise sagen, dass ich mich so gerne mal unterhalten hätte, bezahle und gehe. Wie durch ein Wunder stehe ich nach 100 Metern vor Bruder Jimmy`s BBQ. Genau das, was ich jetzt brauche. Ich bestelle Pulled Turkey und Maccaroni mit Cheese. Das ist zum in die Knie gehen gut. Die Hoffnung auf Gesellschaft gebe ich nun endgültig auf und sehe mir auf dem Handy eine Folge meiner Lieblingsserie an. Nashville. Als ich aus dem Laden komme und mich mit Tränen in den Augen von diesem wundervollen Etablissment verabschiede bummele ich zu fuß nach Hause. Auf dem Columbus Circle, was eigentlich ein Verkehrskreisel ist, sind schöne beleuchtete Fontainen. Die gucke ich mir noch an und kehre dann ins YMCA zurück. Ich frage niemanden, ob er mich begleitet in den Elevator, freue mich aber, dass die Frau die mit einsteigt in den 13. Stock will. Im Kämmerlein mache ich den Fernseher an. Was läuft? Röchtöch- The Big Bang Theory. Ich mache mir noch ein Feierabendbierchen auf, für das ich schmeichelhafterweise meinen Ausweis vorzeigen musste, gehe noch mal laut Türen schlagend in den Restroom und schlafe dann. Gute Nacht Amerika.

Ein Samstag in Amerika

Die Ohropaxgeschichte ist voll aufgegangen und da meine Ruhe nur von meiner eigenen Atmung gestört wird, was aber durchaus etwas meditatives hat, habe ich zehn Stunden gepennt. Das heißt nicht, dass ich den Tag verschlafen habe, sondern nur, dass ich um acht Uhr vor Müdigkeit die Augen nicht mehr offen halten konnte. Nun also Samstag morgen. Es heißt husch, husch- ich habe einen Termin. Oder besser eine Eintrittskarte, die an eine Uhrzeit gebunden ist. 10.30am, 9/11 Memorial Museum. Vorher hatte ich genug Zeit dem Kaffee im YMCA mal eine Chance zu geben. Der ist erstaunlich gut. Also richtig gut, dazu ein Teilchen und ein Sandwich und ab. Ohne mein Mobiltelefon bin ich verloren! Mit meinem Mobiltelefon bin ich die Herrscherin über die gesamte Stadt. Also eine Internetverbindung vorausgesetzt. Es ist zwar noch früh, aber ich fahre schon mal in den Süden. Die Straßen sind noch leer. Ich spaziere durch sie hindurch voller Dankbarkeit. Ich bekam ein Geschenk- eine winzige pozellanerne Wünschelrute. Winzig klein. „Make a wish“ steht auf dem kleinen Säckchen ihrer Herberge. Ich habe wie verrrückt gewünscht und das Ergebnis ist: KEIN REGEN. Das Ding ist brillant. Um neun Uhr stehe ich vor der Tür des Museums und frage, ob ich schon rein kann. Ich darf. Sicherheitskontrolle, Rucksack abgeben. Das Museum ist unterirdisch und die Räume bilden Teile des Fundements an denen einst die mächtigen Twintower gestanden haben. Kürzlich wurde die Fahne gefunden, die am Abend des 11.09.2001 auf dem Haufen von Schutt und Asche von der Feuerwehr gehisst wurde. Das ist das erste Ausstellungsstück. Angefangen von Bildern vor dem 11. September um 8.46 Uhr und dann im Minutentakt wird das Geschehene in Ton, Bildern Filmen, Erzählungen und Dunkelheit abgebildet. Sehr still und sehr bedrückend. So ziemlich jeder Mensch in dieser Ausstellung weint. Überall Tschentücherspender. Allen Verschwörungtheoretikerinnen- und Theoretikern zum trotz- diese Ausstellung zeigt, wie die Menschen dieses Ereignis zu bewältigen versuchen. Immer noch. Ich gehe da raus und bin am Ende. Schlendere in den Souvenirshop und habe dort mein erstes Gespräch das menr als drei Sätze hat. Ein Mann fragt mich woher ich komme. Ich sage Germany. Er fragt von wo in Germany. Ich sage Hannover. Er sagt er kennt da wen, der den tollsten Stand auf dem Weihnachtsmarkt hat. Aha. Awesome. Gefreut habe ich mich über ein Buch, welches alle Hunde portraitiert, die mit dem 11. September in Verbindung stehen. Egal ob Leichenspürhund oder Therapiehund. Sehr schön. Draußen hole ich erst mal Luft. Ja was mache ich denn jetzt? Ich fahre mit der Metro bis zum Fuße der Mutter aller Brücken. Beim letzten Mal von Brooklyn aus in Richtung Manhattan, heute anders rum. Es ist großartig. Ich habe auch zwei Aufträge hier, die beide sicher nicht gewünscht und legal sind. Deshalb lächele ich auch etwas grenzdebil als ich an der Polizei, die auf der Brücke patrouilliert, vorbei gehe. Ich suche nach dem passenden Plätzchen und drapiere das kleine Schlösschen, das ich zu Hause graviert habe. Ole & Apu steht drauf. Ist ja klar. I love you ❤️️ Ein neuer Trend ist allerdings die Brücke mit den tausenden und abertausenden von Kopfhörern zu zieren, die man bei jeder Doppeldeckertour bekommt, um den Erzählungen des Guides zu lauschen. „Woran erkennt man einen Starbucks? An den erhöhten Preisen und der Schlange vor der einzigen Toilette“. Dann klebe ich noch einen Aufkleber auf die Brücke. So. Irgendwann kommt einer und macht alles wieder ab und neue Schlösser, Kopfhörer und Trends kommen oder es wird schlicht verboten. Das fände ich allerdings schade. Spazieren auf den Brooklyn Hights, eine Promenade entlang des Eastriver mit Blick auf Manhattan. Sehr schön. Ein Blick über die andere Schulter lohnt genau so. Was für Häuser! Brooklyn ist wundervoll und ich erwarte an jeder Ecke Bill Cosby zu treffen. Auf einem mal stehe ich in einem Straßenfest, veranstaltet von Nachbarn mit Flohmarkt und Kaffee und Kuchen und Kinderschminken. Ich habe meine erste Unterhaltung mit mehr als fünf Sätzen. Und dann auch noch by myself angefangen. Ein Mann steht dort mit einem Xolo. Nein, man muss nicht wissen was das ist. Es handelt sich um einen mexikanischen Nackthund. Ich hatte bis dahin noch nie einen gesehen. Can i touch your dog? Ich can. Krass wie er sich anfühlt. Irgendwie kalt und glatt. Einkehr im Brooklyn Hights Cafe. Eier auf Toast gehabt. Gekochte Eier, aber nicht mit Pelle gekocht. Wie heißt das noch? Pochiert? Lecker, mit Bratkartoffeln. Weiter spaziert. Dieses Brooklyn ist wahnsinnig cool und alle haben einen Hund. Mein Hop on/Hop of Ticket hat eine Tour durch Brooklyn und ich entscheide eine Haltestelle aufzusuchen. Gibt nur hier keine. Also gurke ich erst wieder nach Manhattan und als ich da ankomme, fährt kein Bus mehr rüber. Hm. Im südlichen Zipfel Manhattans ist der Battery Park. Von dort fahren die Fähren zur Lady Liberty und nach Staten Island. Das habe ich mir auch vorgenommen aber nicht heute. Mir tun die Füße weh und es ist schon etwas spät für Bötchen fahren. Ich wieder Hop on schön im Bus oben ohne Regen. Toll. Bummeln im Getümmel. Einen Pub besucht. Zu guter Letzt wollte ich noch einen kleinen Imbiss einholen und ein Getränk zur Nacht. Als ich sehe, dass mir zahlreiche Leute mit der gleichen Einkaufstüte entgegenkommen, spüre ich den Anfängen nach. Hinein in ein riesiges Einkaufszentrum und mit der Rolltreppe ab in den Keller. Schon auf dem Weg nach unten klappt mir der Unterkiefer runter und ich höre mich sagen „So was habe noch nicht gesehen“ Ich hatte recht. Ein Supermarkt so groß wie Real in Hemmingen, so voll wie Heilig Abend am Vormittag. Der Laden heißt Whole Foods, bei uns würde man wohl Bioladen dazu sagen. Kein Nestle, kein Unilever, kein Dreck. Ausschließlich Produkte, die ich noch nie gesehen habe. Eine riesige Abteilung, in der man gekochtes kauft, abzupacken in Pappkartons. Hinter der Kasse Sitzbereiche, in denen man das dann auch gleich essen kann. Suche mir frisches Sushi, ein Brötchen für morgens und Bier aus. Alles hier ist groß. Eine Wand voller Cerealien für Müsli. So viel Müsli. Hier kauft also der bewusste New Yorker ein. An der Kasse kriege ich Schweiß. Keine Ahnung wie das funktioniert also beobachte ich erst wieder. Acht Schlangen. Drei Farben: gelb, blau, grün. 40 Kassen. Ich bin grün und warte in der Schlange bis ich vorne stehe und dann wird angezeigt zu welcher Kasse ich gehen soll. Und das lustige ist… das funktioniert. Crazy. Dieses Shoppingerlebnis rundet meinen Tag ab, ich gehe mit meinen Papiertüten, wie die anderen auch, „nach Hause“. Meine Fahrstuhlbegleitung hat frei. Ich bitte einen Herren mich zu begleiten. Hat etwas sparsam geguckt der Herr. Kann an meiner Formulierung gelegen haben, aber er ist mir mir hoch. Ganz alleine traue ich mich nicht. Sushi ist super. Klar, ist ja von Whole Foods. Wann immer ich den Fernseher anmache läuft entweder Two and a half Man oder The big bang Theory. Auch gut. Danach Ohropax und good night Amerika.

Die erste Nacht

Die Nacht war ungewohnt. Mein Kämmerlein ist in Ordnung und das Bett zwar laut aber bequem, die Nachbarn sind es nicht. In einer Stadt die niemals schläft, schlafen auch die Leute nicht. Gegenüber meines Kämmerleins befindet sich die Damendusche nebst WC. Um dort hinein zu gelangen muss frau einen vierstelligen Code eingeben. Piep, piep, piep, piep und sssss- Tür auf. Ich erinnerte mich an einen Spruch aus dem Büchlein, welches mir mein Gatte geschenkt hat: „Das Rezept des Lebens ist ganz einfach: Man darf sich nicht über Dinge aufregen, die nicht zu ändern sind“. Ich ignoriere das jetzt einfach weg und bilde mir ein, ich hätte auch so einen Schlaf wie die, die einen tiefen Schlaf haben. Um sieben bin ich hoch. War schon hell. Jalousie mit zwei Fingern zart auseinandergedrückt, um einen Blick aus dem Fenster werfen zu können. Keine Ahnung was ich erwartet habe. Es regnete. Ich machte mich auf in das Abenteuer Duschen, Anziehen und unter Koffeinmangel leiden. Das ist wirklich ein Problem. Ich komme nicht an Kaffee dran, ohne wieder den Elevator nutzen zu müssen. Rein in die Klamotten und ohne Plan vor die Tür geschritten und für rechts rum gehen entschieden. Auf dem Broadway morgens um die Zeit ist schon eine Menge los. Das übliche Bild von Menschen, die in der einen Hand einen  Cafe to go und in der anderen ein Cellphone tragen. Die Dame wahlweise noch mit Handtasche in der Beuge. Kurz noch gesagt. Nach meinen Beobachtungen des heutigen Tages haben von 10 Leuten hier neun ein iPhone. Der eine andere hat ein anderes Gerät. Ich stehe plötzlich vor einem Breakfast Geschäft. Da kann man morgens Breakfast kaufen, mittags Lunch und abends… keine Ahung vermutlich Abendessen. Ich hatte nun schlimm Kaffeebedürfnis. First- Cafe please. Rest erst mal egal. Die Karte gibt einiges an Breakfast her. Leider bin ich mir über die Inhalte bei nicht allem im Klaren und meine Nachbar hatten auch noch nichts, wo ich hätte mit dem Finger drauf zeigen können:“That please“. Ich nehme irgendwas gescrumbeltes mit Avocado. Der Kaffee war schlimm. Mein Breakfast kam. Es war rund, Pfannkuchen auf schwarzen Beans mit Rührei und scharfer, roter Soße oben drauf plus halbierter und im Fächer geschnittene Avocado. Vom Geschmack her… interessant. Irgendwie. Das Lokal war aber sehr schön wenn auch wahnsinnig laut. Ich war erstmal satt und ich wollte einen leckeren Kaffee. Zunächst war mein Plan mit dem Big Bus, für den ich mir ab heute ein 48 Stunden Ticket gekauft hatte, zu fahren und damit in den Süden zu kommen. Irgendwie kam der Bus aber nicht und so bin ich mit der Expressmetro nach Soho gefahren. Soho, so ließt man, ist ein aufstrebender Streberstadtteil mit Charme. Das stimmt auch ein Stück weit. Aber es gibt auch ziemlich verwaiste Straßenzüge. Speziell und dafür auch bekannt, sind die außen liegenden Feuertreppen aus Eisen an jedem Haus. Dazu ein paar Klamottenläden von bezahlbar bis „habt ihr sie noch alle?“ Und ein paar nette Cafés. In so eins habe ich mich gesetzt. Schöne bequeme Stühle hatten die da. Neben mir saß ein Mann in einem noch bequemeren Stuhl, aber weil der wohl sehr bequem war, stand der nicht auf und ging weg, um mich den auch mal ausprobieren zu lassen. Ich saß dort lange und schrieb. Als ich ging, ging er auch. Soho geht nahtlos in Little Italy über, wenn auch nicht spurlos. Da ich da schon mal war und einfach eine andere Straße nahm fand ich mich plötzlich in Chinatown wieder. Wieder nahtloser Übergang nur mit Lampinions. Dieses Viertel ist krass für das ungeübte Auge. Es gibt Schaufenster, in denen komplette, wenn auch nackige und gebräunte Enten im Ganzen nebeneinander hängen. Alles dran. Dann Fischstände mit allem, was der Atlantik zu bieten hat. Aus hygienischen Gründen würde es diese Stände in Deutschland nicht geben. Gegen Mittag habe ich mir dann die nächste Big Bus Haltestelle gesucht. Ich hatte das Glück ganz oben ganz vorne sitzen zu können. Mit unter kommt so ein Bus ja nur minimal vorwärts, dafür hat man schön viel Zeit zu gucken.  Dazu noch ein bisschen Musik aufs Ohr, das geht auch bei Regen. Heute macht eine Gruppe von Leuten endlich mal wieder Geschäfte- die Umbrella-Dealer. Wo sie so urplötzlich die ganzen Schirme her haben? Aber die kennen das wohl schon. Die, die keinen Schirm haben und offensichtlich als Touristen erkennbar sind, tragen statt Schirm auch gerne solche Plastikganzkörperpellerienen die man bekommt, wenn es nieselt und in einem Doppeldeckerbus oben sitzten möchte. Ich trage einfach eine Regenjacke. Der New Yorker übrigens tut so, als wäre das Wetter so wie in den letzten Wochen auch. Sandalen, Flip Flops, Schlappen, T-Shirt und Shorts. Bin ja mal gespannt, ob ich das noch erlebe hier, dass die merken, dass Sommer over ist. Ich fahre also Bus. Von Süden nach Norden direkt am Hudson River entlang. Zwei Joggen mit nacktem Oberkörper. Männer wohlgemerkt. Ich gebe es auf mich zu fragen. Pennsylvania Station, kurz Pennstation steige ich aus. Hatte auf dem Weg auf der 8th Straße schöne Lädchen gesehen und wollte noch ein wenig bummeln. Bin keine 100 Meter gekommen und stehe vor „Brother Jimmy`s BBQ“ Ich werfe einen Blick dort hinein und ich war froh, dass es regnete, weil man meine Tränen dann nicht sehen konnte. Ein Tresen, Bildschirme auf denen unterschiedliche Sportsender liefen, bezaubernde (weibliche) Bedienungen, rot weiß karierte Vorhänge, alles aus Holz. Wie in Amerika. Ganz mein Geschmack. Dann warb man mit Pulled Pork und Fries- ich rein. Ich warte bis mich jemand seated und ich genieße die Atmosphäre während ich auf mein Draft Beer warte. Schöne Sache. Tolles essen. Als ich gewahr wurde, dass ich hier nicht einziehen konnte bin ich weiter. Die 8th Richtung Süden. An anderer Stelle habe ich es schon mal gesagt. Keine Stadt (die ich kenne) ist so einfach und genial strukturiert wie N.Y.C. Es kann einem nichts passieren. Also von der Orientierung her.  Ich stehe vor einem riesigen Supermarket. Die ziehen mich immer an und ich schlendere darin herum. Immer wieder fasziniert von den Größen von Allem. Ich kaufe Snapple Limo. Und dann wars wieder soweit. Ich kann dann auch nicht wegsehen. Ein Pet-Shop. Die Schaufenster zur Straße hin voller Hundewelpen- Shi-Tzus, Havaneser und Bolonkas. Ich muss rein. More Puppies inside. Es ist so unbeschreiblich traurig. In Aquarien auf Plastikgittern große und kleine Rassen, allesamt im Leben keine 8 Wochen alt und allein. Es riecht nach Sagrotan. Da gehen Familien hin, um sich einen Hund auszusuchen. „Oh cute“. Ich mache heimlich ein Foto und gehe wieder. Vermutlich kopfschüttelnd. Abschütteln. Satt und fröhlich und voller Pulled Pork und Fries komme ich wieder im YMCA an. Ich hatte Glück. Meine Fahrstuhlbegleitung hat Dienst, wir fahren hoch. Bestelle im Fahrstuhl nebenbei ein zusätzliches Bedcover, soo routiniert bin ich mit der Weile. Fernsehen an und aufs Bett gehauen. Ich habe die brillante Idee, um einem einigermaßen ruhigem Schlaf Vorschub zu leisten einen Zettel an schon besagte Klotür gegenüber zu hängen. Please close the Doors quietly. Mache ich. Hatte allerdings den Eindruck, dass es die Ladys, vielleicht aus Gehässigkeit, dazu animierte die Tür noch lauter zu knallen. Habe den Zettel wieder abgemacht. Krame die Ohropax raus, stopfe mir das Schaumsstoffmaterial in meine dafür viel zu kleinen Ohrmuscheln und gebe der Sache eine Chance. Es ist acht Uhr. Gute Nacht Amerika.